Demant übernimmt alle 18 Betriebe der Kerstin Ritter Hörgeräte e.K.

Keine Frage: Die Übergabe eines Familienunternehmens ist eine Entscheidung mit besonderer Tragweite.

Veröffentlicht am 31 Januar 2022

Demant übernimmt alle 18 Betriebe der Kerstin Ritter Hörgeräte e.K.

Schließlich geht es nicht nur um betriebswirtschaftliche und juristische Begebenheiten, sondern auch um Lebenspläne und Lebenswerke. Wenn jedoch keine Nachfolgerin oder kein Nachfolger aus der Familie oder dem Betrieb zur Verfügung steht, wird dieses komplexe Unterfangen zu einer noch größeren Herausforderung. Vor einer solchen stand auch Kerstin Ritter als Inhaberin der Kerstin Ritter Hörgeräte e.K., die sich in absehbarer Zeit in den Ruhestand verabschieden wollte. Nach reiflicher Überlegung lautete ihr Plan, ihre insgesamt 18 Fachbetriebe zu verkaufen und sich gänzlich aus dem Hörgerätegeschäft zurückziehen.

Doch trotz langer und akribischer Vorbereitung gestaltete sich dieses Vorhaben schwieriger als gedacht. „Schlussendlich führt man ein solches Projekt meist nur einmal im Leben durch“, erklärt Geschäftsführer Kurt Kobel bei einem Telefonat mit Audio Infos. Das hat dazu geführt, dass sich das Unternehmen die Hilfe eines externen Beraterteams holte. Diese Zusammenarbeit mündetet darauf am 30. September 2021 zu einer vertraglichen Einigung mit der Demant Gruppe. Nach „finalen Feinschliffen“, wie Kurt Kobel sagt, übernahm dann die neu gegründete Ritter Hörgeräte GmbH als Teil der weltweit tätigen Demant Gruppe am 1.Dezember 2021 die insgesamt 18 Geschäftsbetriebe der Kerstin Ritter Hörgeräte e.K. und ist nun für das Hörakustikgeschäft der Gruppe in Deutschland verantwortlich.

Dass die Wahl unter den potenziellen Käufern auf Demant fiel, hatte mehrere Gründe. „Zum einen haben wir insbesondere zu Oticon schon immer ein extrem gutes Verhältnis gehabt, aber arbeiten generell auch sehr viel mit den Produkten aus der Demant-Familie“, erklärt Kurt Kobel. „Zum anderen gefällt uns der Umstand, dass Demant bis dato noch nicht im deutschen Einzelhandel vertreten war. Dementsprechend ist es sicherlich einfacher, unsere 29-jährige Unternehmensphilosophie weiterzuführen. Es bleibt ja sogar der Name Ritter erhalten. Wenn wir uns für eine große Kette entschieden hätten, hätten wir auch einen großen Teil unserer Firmenidentität aufgeben müssen. Ausserdem konnte uns Demant zusichern, dass all unsere 70 Mitarbeiter übernommen werden. Das war eine Bedingung, die uns extrem wichtig war“, so Kobel.

Auch auf Herstellerseite zeigt man sich über die Einigung zufrieden. In einem Gespräch mit Audio Infos sagte Niels Wagner, der für das weltweite Retail-Geschäft der Demant Gruppe zuständig ist, „dass die Akquise eine hervorragende Möglichkeit ist, die wichtigen Umsatzzahlen der Demant Gruppe in den ‚Ritter-Regionen‘ Mosel, Rheinland-Pfalz und im Saarland aufrechtzuerhalten und mit bewährten Mitarbeiter-Teams weiterzuentwickeln.“ Über konkrete Expansions- und Wachstumsziele hielten sich sowohl Niels Wagner als auch Kurt Kobel dagegen bedeckt. „Aber natürlich ist es unser Bestreben, kontinuierlich zu wachsen. Sowohl durch die Eröffnung neuer, eigener Ritter-Fachgeschäfte, als auch durch Zukäufe von bereits bestehenden Fachbetrieben“, ließ sich immerhin Kurt Kobel entlocken. „Wir sind definitiv für Neu-Akquisitionen offen“, sagt der 59-jährige, neue Geschäftsführer der Ritter Hörgeräte GmbH, der übrigens auch der Lebenspartner von Kerstin Ritter ist.

Großes Wachstumspotenzial prophezeit der Ritter Hörgeräte GmbH jedenfalls auch Torben Lindø, Geschäftsführer von Oticon Deutschland, und erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass der deutsche Hörakustik-Markt im Vergleich zu anderen Ländern immer noch von vielen Familienunternehmen geprägt ist, die sicherlich nicht alle von den nachfolgenden Generationen übernommen werden.

Jana Herrmann

 

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