Besseres Sprachverstehen dank elektrischer Hirnstimulation

Mit Hilfe der sogenannten transkraniellen elektrischen Hirnstimulation können Menschen offenbar im Störlärm einfache Sätze besser verstehen. Das meldet ein Newsletter der Universität Oldenburg. Ein Forscherteam um den Oldenburger Psychologen Prof. Dr. Christoph Herrmann hatte hierzu eine Studie durchgeführt und seine Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Neuroimage“ veröffentlicht. Herrmann hat zudem für dieses Prinzip der Hirnstimulation ein Patent angemeldet.

Veröffentlicht am 19 April 2018

Besseres Sprachverstehen dank elektrischer Hirnstimulation

Das Verfahren soll es Menschen ermöglichen, auch in akustisch anspruchsvollen Situationen Sprache besser verstehen zu können. „In diesen Situationen könnte die transkranielle elektrische Hirnstimulation Abhilfe schaffen“, sagt Herrmann. Hierfür werte ein von den Oldenburger Forschern entwickeltes Computerprogramm zunächst ein auf die Ohren treffendes Schallsignal aus und berechne anschließend die Hüllkurve. Dieses Signal würde dann als schwacher elektrischer Wechselstrom über zwei oder mehr auf der Kopfhaut angebrachte Elektroden durch die Schläfenlappen dorthin geleitet, wo im Hirn Hörinformationen verarbeitet werden. Die elektrische Hirnaktivität, die beim Hören messbar ist, würde dann mit der äußeren Stromquelle in Gleichtakt gebracht. So soll die Wahrnehmung für eine bestimmte Schallquelle geschärft werden.

In einer Studie hat man 19 junge, gesunde Testpersonen entsprechend stimuliert, während sie aus Sätze, die aus fünf Wörtern bestanden, hörten. Dabei wurden die Sätze von unterschiedlich starkem Rauschen überdeckt. Anschließend wiederholten die Testpersonen die Wörter, die sie verstanden hatten. Die Stärke des Stroms sei während der Tests für die Probanden nicht spürbar gewesen. Auch Kontrollmessungen ohne oder mit leichtem Strom waren durchgeführt worden – ohne dass die Testpersonen und die Wissenschaftler die Einstellungen kannten. Im Vergleich zu den Kontrollmessungen hätten die Testpersonen bei Einsatz der transkraniellen Hirnstimulation die Sätze trotz Rauschens signifikant besser verstanden, wenn auch mit einer Zeitverszögerung von einigen Zehntelsekunden. So vermuten die Forscher, dass der verabreichte Strom die sogenannte Frequenzmitnahme entweder verstärke oder störe – je nach gewählter Verzögerung.

Alltagstauglich sei die Methode allerdings noch nicht. So wisse man etwa noch nicht, wie lange der Effekt durch die Hirnstimulation anhalte. Zudem ist die Apparatur recht sperrig. Langfristig wolle man sie daher nicht nur verkleinern. Auch gedenke man, sie dahingehend weiterzuentwickeln, dass man sie mit vorhandenen Hörhilfen kombinieren könnte. Dieses Ziel verfolgen die Forscher nun im Rahmen eines Verbundprojekts, das das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bis 2020 mit etwa 2 Millionen Euro fördert.

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