Der audiologisch-wissenschaftliche Leiter Simon Müller der Widex Hörgeräte GmbH im Gespräch

Seit Februar dieses Jahres ist Simon Müller audiologisch-wissenschaftlicher Leiter bei der Widex Hörgeräte GmbH in Stuttgart. Im Juni und Juli begab er sich, zusammen mit einigen seiner Kollegen, erstmals auf Tour, um mit den Widex-Kunden Praxisseminare durchzuführen. 

Veröffentlicht am 19 September 2017

Der audiologisch-wissenschaftliche Leiter Simon Müller der Widex Hörgeräte GmbH im Gespräch

Vor der Roadshow in Hamburg baten wir ihn zum Gespräch.

Herr Müller, seit Februar dieses Jahres sind Sie audiologisch-wissenschaftlicher Leiter bei der Widex Hörgeräte GmbH in Stuttgart. Wie haben das Unternehmen und Sie zusammengefunden und welche Ziele sind mit den Aufgaben Ihrer Position verbunden?
Man kann wohl sagen, ich war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort (lacht). Tatsächlich war es so, dass mein Wunsch nach beruflicher Weiterentwicklung perfekt zu einer anstehenden Veränderung im Widex-Experten-Team gepasst hat. Entscheidend war hierbei sicherlich, dass sich mein Background hervorragend mit den konkreten Anforderungen deckt und dass auch die Chemie zwischen uns stimmt. Ich verfüge über eine gute Mischung aus akademischem und praktischem Know-how und biete damit eine exzellente Basis für die erfolgreiche Umsetzung der Aufgaben hier – gemeint ist damit insbesondere, das Unternehmen in audiologischen Belangen nach außen zu vertreten, das Networking mit Marktexperten verschiedener Disziplinen weiter auszubauen sowie das internationale Schnittstellenmanagement innerhalb des Unternehmens weiter zu optimieren.

Widex ist ein angesehenes Unternehmen. Was reizt Sie persönlich besonders an der Position des audiologisch wissenschaftlichen Leiters bei diesem Hersteller?
Ich kenne und schätze die Marke Widex seit Jahren und weiß um ihr Potenzial. Natürlich bietet ein Technologiekonzern, der immer wieder Meilensteine setzt, ein attraktives Einsatzgebiet. Technologie in Perfektion mitzugestalten, ist eine großartige Aufgabe und ich freue mich über diese Herausforderung in einem faszinierend fortschrittlichen Umfeld. Ich verstehe mich dabei als Übersetzer, der hochkomplexe Sachverhalte in marktgerechte und Nutzer orientierte Botschaften überträgt. Aber natürlich fördere ich in meiner Funktion die Kommunikation in beide Richtungen. Mit einem guten Gespür für den Markt identifiziere und bündele ich relevante Themen und Wünsche, die unsere Kunden bewegen. Daher höre ich bei Veranstaltungen wie der heutigen Roadshow auch genau hin. Für uns sind diese Kontakte und Informationen extrem wichtig.

Sie bringen umfangreiche Erfahrung mit – wie sah ihr Weg in die Hörbranche eigentlich aus?
Dieser führte mich zunächst eher klassisch über ein Studium der Augenoptik und Hörakustik an der Hochschule Aalen an die Materie heran, wobei sich die Hörakustik mit ihrem Facettenreichtum recht schnell als mein persönlicher Favorit entpuppte. Dazu beigetragen hat sicherlich auch, dass ich seit rund 20 Jahren Schlagzeug spiele und daher eine besondere Sensibilität für den Stellenwert des Gehörs entwickelt habe. Der nächste Schritt meiner beruflichen Laufbahn mag eher ungewöhnlich anmuten, denn ich übernahm als audiologischer Leiter an der Uniklinik der RWTH Aachen recht früh viel Verantwortung im Bereich Anpassung und Diagnostik in der Cochlea-Implantat-Versorgung. Als Teil eines hochqualifizierten Teams konnten ich dabei Menschen mit Hilfe moderner Technologie ihr Gehör und damit Lebensqualität zurückgeben. Vor allem bei Kinderversorgungen habe ich immer wieder erleben dürfen, wie unfassbar Menschen reagieren, wenn sie das erste Mal in ihrem Leben hören. Dabei waren es die technischen Hörlösungen, die mich begeisterten und damit war mein Wechsel auf die Herstellerseite im Grunde nur der nächste logische Schritt. Dazu gehörte für mich aber auch, grundlegende Erfahrungen im Markt als Leiter eines Hörakustik-Fachgeschäfts zu sammeln, da man als Technologie- und Servicepartner nur erfolgreich sein kann, wenn man versteht, worauf es in der Praxis ankommt. So kam es zu einem recht umfassenden Erfahrungshintergrund, den ich nun mit großer Begeisterung für Widex und seine Partner einsetzen kann.

Widex Roadshow 2017: „Die deutschen Hörakustiker tragen maßgeblich zu unserem Erfolg bei.”

Einen Teil Ihres Studiums haben Sie an der University of Manchester absolviert, die für ihre audiologischen Fachabteilungen bekannt ist. Wie schätzen Sie die Ausbildung dort ein? 

Insgesamt war ich für drei Semester in Manchester und habe dort auch meinen Abschluss als Master of Science in Audiology gemacht. Grundsätzlich war es mir wichtig, auch eine Auslandsstation einzulegen, daher war Manchester meine erste Wahl. Die Universität gehört zu den besten weltweit und zieht natürlich entsprechend viele Studierende an, inzwischen fast 40.000 pro Jahr. Der Studiengang „Audiology“ ist dort Teil der renommierten psychologischen Fakultät, wo vor allem im Bereich der Psychoakustik und Kognition intensiv geforscht wird und regelmäßig wegweisende Arbeiten publiziert werden. Durch die typisch angelsächsische Atmosphäre und einen sehr direkten Draht zwischen Professoren und Studierenden fiel es mir leicht, ein internationales Netzwerk zu knüpfen. Meine Zeit in England möchte ich auf keinen Fall missen, gerade auch, da meine international ausgerichtete Funktion hier bei Widex enorm davon profitiert.

Die F&E-Abteilung von Widex ist im dänischen Headquarter in Lynge angesiedelt, der Bereich Research sitzt im US-amerikanischen Illinois – wie sieht Ihre Zusammenarbeit aus?
Widex setzt extensiv auf Innovation. Im dänischen Headquarter arbeiten rund 400 Ingenieure im Bereich der Entwicklung an einer Fülle von Themen und Technologien. Hinzu kommt unser amerikanisches Office of Research in Clinical Amplification – kurz ORCA – das unter anderem wichtige klinische Studien anfertigt, deren Ergebnisse unmittelbar in unsere Entwicklung einfließen. Dabei konzentriert sich das ORCA-Institut auf langfristige Entwicklungsschritte, also die Grundlage einer innovativen Hörsystementwicklung. Entscheidend für uns ist, fest in diesem globalen Widex-Netzwerk verankert zu sein. Dabei steht vor allem der intelligente Wissenstransfer im Vordergrund, ebenso wie Synergieeffekte im Bereich der Fachpublikationen. Aber natürlich gilt es auch, unsere Anforderungen – Deutschland ist nach Amerika die zweitgrößte Widex-Tochtergesellschaft weltweit – proaktiv zu vertreten und damit Schwerpunkte aktiv mitzugestalten.

Welche Schwerpunkte setzen Sie, was darf die Branche von Ihnen erwarten?
Natürlich ist einer meiner Schwerpunkte die Vermittlung von audiologischem Fachwissen. Zum einen durch entsprechende Beiträge in der Fachpresse aber auch durch Vorträge und die Teilnahme an Symposien. Widex als Unternehmen und ich persönlich haben großes Interesse daran, unser Wissen und besonders den daraus resultierendem Mehrwert unseren Kunden zugänglich zu machen. Deshalb befasse ich mich intensiv mit der Entwicklung und Konzeption neuer Schulungskonzepte und setze diese auch in der Praxis um.

Auf den Roadshows im Sommer 2017 ging es vor allem um die 2,4 GHz-Technologie und die zugehörigen Connectivity-Lösungen

Können Sie uns schon sagen, mit welchen Themen Widex in diesem Jahr noch kommen wird?

Leider muss ich Sie hier weiter auf die Folter spannen und auf den bevorstehenden EUHA-Kongress verweisen – auf den wir uns im Übrigen sehr freuen. Was ich jedoch sagen kann ist, dass unsere Innovationspipeline randvoll ist, seien Sie gespannt.

Aktuell sind Sie mit Widex auf Tour. Was zeigen Sie Ihren Kunden auf den Veranstaltungen?
Wir führen bundesweit insgesamt 20 Praxisseminare durch. Dabei steht vor allem das praktische Know-how rund um unsere 2,4-GHz-Technologie und die zugehörigen Connectivity-Lösungen im Vordergrund. Wir möchten dabei mit audiologischen Hintergrundwissen Mehrwert für die Beratung und das Verkaufsgespräch schaffen.

Für Sie ist die Roadshow auch eine gute Gelegenheit, die Widex-Kunden kennenzulernen, oder?
Absolut. Zudem kann ich so weiter in die Gedankenwelten unserer Kunden eintauchen. Es ist wichtig den Bedarf des Marktes nicht aus den Augen zu verlieren, denn letztendlich tragen die deutschen Hörakustiker zu unserem Erfolg maßgeblich bei. Ich freue mich also weiterhin auf nette und interessante Gespräche.

Herr Müller, haben Sie vielen Dank für das Gespräch.

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