biha-Pressekonferenz in Berlin: Hören kann Einfluss auf Demenzrisiko haben

Ein Zusammenhang zwischen Hören und Demenz zeichnet sich immer deutlicher ab. Bei der Pressekonferenz der Bundesinnung der Hörakustiker (biha) am 31. Januar 2019 im Haus der Bundespressekonferenz, Berlin, berichteten biha-Präsidentin Marianne Frickel, Rosemarie Drenhaus-Wagner, erste Vorsitzende Alzheimer Angehörigen-Initiative, und Roland Engehausen, Vorstand der IKK Südwest, über den möglichen Zusammenhang zwischen Hörfähigkeit und einer sich entwickelnden Demenz.

Veröffentlicht am 08 März 2019

biha-Pressekonferenz in Berlin:  Hören kann Einfluss auf Demenzrisiko haben

„Wir halten einen Zusammenhang zwischen unversorgtem Hörverlust und Demenzentwicklung für wahrscheinlich“, so Marianne Frickel. Die Hörakustiker versorgen bundesweit bereits 3,5 Millionen Menschen mit Hörsystemen, darunter auch viele Demenzpatienten. „Sie kommen nicht plötzlich zu uns, sondern wir begleiten sie bereits über Jahre hinweg und sehen ihre Entwicklung.“ Hörakustiker sind in Psychoakustik bestens ausgebildet. Aufgrund der hochqualifizierten Ausbildung merken sie, ob jemand schwerhörig ist oder ein anderes Problem vorliegen könnte. Dann vermitteln sie an einen Facharzt, wie bspw. an HNO-Ärztinnen und -Ärzte.

Hörakustiker sind in der Lage, Hörsysteme auch für von schwerer Demenz Betroffene anzupassen, selbst wenn der Demenzkranke sich nur noch schwer artikulieren kann. Weit über 3.000 Hörakustiker in Deutschland haben öffentlich auf www.hoerakustiker-suche.de erklärt, Demenzpatienten vor Ort zu versorgen.

Für Roland Engehausen geht es eindeutig „um Frühzeitigkeit der Hörsystemversorgung, die bei Demenz Lebensqualität bedeutet.“ Er wies auf Studien hin: Je früher eine Schwerhörigkeit erkannt und durch Hörsysteme ausgeglichen wird, desto eher könne das Risiko sinken, an einer Demenz zu erkranken bzw. eine Demenz könnte weniger schnell voranschreiten. Die Hörakustik sieht er als innovativ im Versorgungsbereich und appellierte an ein konkurrenzfreies Netzwerk im Gesundheitswesen. „Die Hörakustiker sind gut aufgestellt. Sie haben sich frühzeitig der Zukunft gestellt. Das ist beispielhaft.“

Rosemarie Drenhaus-Wagner berichtete anschaulich von den Schwierigkeiten für Angehörige und Demenzpatienten. „Die Angehörigen sind das zweite Opfer dieser grausamen Krankheit“. Gerade Kommunikation sei für sie extrem wichtig. Sie hob die besondere Leistung der Hörakustiker hervor, die sich bei der Anpassung eines Hörsystems für einen Demenzkranken „viel Zeit nehmen und wirklich alle nur erdenkliche Mühe geben“.

In ihren Fragen gingen die Journalisten verstärkt auf die wohnortnahe Versorgung ein, die für viele Demenzpatienten essentiell ist. „Wir werden Strukturen schaffen, um die Patienten in ihrem häuslichen Umfeld oder in Pflegeeinrichtungen zu erreichen“, sagte Frickel. „Es kann nicht sein, dass die Hörsystemversorgung über Telefon oder Internet stattfinden muss.“ Engehausen ergänzte: „Es ist eine Grundvoraussetzung im Gesundheitswesen, dass wir die wohnortnahe Versorgung erhalten!“

Alle drei Experten raten daher zu regelmäßigen Hörtests spätestens ab 60 und ggf. frühzeitiger Hörsystemversorgung. Denn die genannten Studien deuten darauf hin, dass bereits ein schwacher Hörverlust das Risiko, an Demenz zu erkranken, potenzieren kann. Es bedarf zwar noch weiterer Studien, um diesen Zusammenhang zu validieren. Doch es gilt, die Chance auf Prävention zu erfassen und sich frühzeitig bei Hörverlust versorgen zu lassen.

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