Hörakustiker fördern Radioformat für Demenzkranke im Stil der 1950er

Das verblasste Schwarz-Weiß-Foto, das angeschlagene Goldrand-Porzellan, der Duft des frischgebackenen Streuselkuchens: Bilder und Gerüche aus früheren Zeiten wecken Erinnerungen. Es rauscht und knackt, dann ist der Sender da: Hörspiele, Musik oder Nachrichten – das Radio war das „YouTube“ der 50er Jahre. Gerade auch die Erinnerung an Gehörtes verbindet Vergangenheit mit Gegenwart, lässt ein vertrautes Gefühl entstehen.

Veröffentlicht am 06 Juli 2018

Hörakustiker fördern Radioformat für Demenzkranke im Stil der 1950er

Deshalb engagieren sich Hörakustiker gemeinsam mit anderen in einem einfühl- samen Projekt. Christine Schön hat ein Radioformat entwickelt, das dem Hörfunk aus den 50er Jahren ähnelt, für Menschen mit Demenz.

Es gibt einen Zusammenhang zwischen unversorgter Schwerhörigkeit und Altersdemenz, das sagen aktuelle Studien. Marianne Frickel, Präsidentin der biha, dazu: „Wer schlecht hört, trainiert sein Gehirn weniger, Nervenverbindungen werden abgebaut. Oft isoliert sich der Betroffene, ein Risikofaktor für Demenz. Eine gute Hörsystemversorgung dagegen ermöglicht die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und kann die Entwicklung einer Demenz beeinflussen.“

Viele der heute Erkrankten waren in den 50er Jahren jung und schon mangels Alternativen treue Radiohörer. Wichtiger Unterschied des CD-Projekts zu Radiomitschnitten aus der Zeit ist die für die CDs vorgenommene Entschleunigung. Die Texte werden langsam gesprochen, unterbrochen von Schlagern aus der Vergangenheit, Sprichwörter und Altvertrautes wecken Erinnerungen. Denn nur wenn die Zuhörer den Sendungen auch folgen können, bleiben sie dabei.

„Hörzeit  – Radio wie früher“ gibt es als CDs im medhochzwei Verlag. Die Bundesinnung der Hörakustiker hat die Ausgabe „Arbeit – Beruf und Berufung!“ gemeinsam mit der IKK Südwest sowohl inhaltlich als auch finanziell unterstützt. Im Angehörigenteil informiert sie über die so wichtige Hörsystemversorgung von Demenzerkrankten. Reinhören lohnt garantiert. (Text: Dr. Juliane Schwoch)