Frankreich: Costco ante portas – auch mit Hörsystemen

Nach fünf Jahren Vorbereitung wird Costco im Mai mit zweieinhalb Jahren Verzögerung seinen ersten Mega-Markt in Villebon-sur-Yvette am Rand von Paris eröffnen. Das Gebäude hat eine Nutzfläche von 13.500 Quadratmetern und wird etwa 300 Mitarbeiter beherbergen.

Veröffentlicht am 15 Februar 2017

Frankreich: Costco ante portas – auch mit Hörsystemen

Die Verkaufsflächen und Warenpräsentation treiben das Aldi-Prinzip auf die Spitze. Alles gibt es nur in Großpackungen, die auf Paletten gestapelt sind: Tiefkühl-Pizzen, Obst, Gemüse, Sportkleidung, Gesundheitsprodukte. Auf rohen Betonfußböden stehen Möbel, Fernseher, Autozubehör und Gartengeräte zur Mitnahme bereit. Es gibt nichts, das es hier nicht gibt. Und Hörgeräte? Das Management sucht bereits per Anzeige einen Akustiker, der die Abteilung Hörgeräte leiten kann. Dort sollen nicht nur Hörsysteme, sondern auch alle möglichen Produkte rund ums Hören verkauft werden, die im High-End-Segment angesiedelt sind. Wie das zum Image, Auftritt und Publikum von Costco passen kann, ist fraglich. Es scheint aber zu funktionieren. In den USA betreibt Costco 492 Megamärkte, weltweit 718, von denen 623 seit drei Jahren auch Hörgeräte anbieten. Lieferanten sind Bernafon, GN Resound, Phonak, Rexton und Sivantos, letztere nicht unter dieser Marke, sondern unter dem Label „Kirkland“. Das bedeutet aber nicht, dass diese Marken bei Costco zum Schleuderpreis zu haben sind. Costco ist eine Shopping-Community mit Millionen Mitgliedern, die Mitgliedsbeiträge zahlen und sich deshalb an Costco gebunden fühlen.

Dahinter steckt eine neue Strategie der Kundenbindung, ähnlich der Konsumgenossenschaft. Es geht bei Costco also nicht in erster Linie um Schnäppchen, sondern um solide Qualität zu „fairen“ Preisen. Zeitaufreibende Preisvergleiche glauben die Mitglieder sich ersparen zu können. Costcos Philosophie lautet: „Bringing major brands to customers at the lowest possible prices.“ Nicht eine Schnäppchenjagd wird dem Kunden im Megamarkt versprochen, sondern eine „Schatzsuche“, die Entdeckung von „einmaligen Produkten“. Das ist insofern weder mit Aldi, noch mit der alten Konsumgenossenschaft nicht vergleichbar. Deswegen ist bei Costco das Produktangebot grundsätzlich limitiert. Man will kein Supermarkt und kein „hypermarket“ sein. Es geht nicht um Masse, sondern um Klasse. Aber das in riesigen Centern, in denen an aufwändiger Produktpräsentation gespart wird, was den Preisen wiederum zugute kommen soll. Ob das Konzept in Deutschland funktionieren wird? Zweifel sind erlaubt. (s.a. Hefte 173 u.174)