Rondo 3 – „Besonders einfach. Einfach besonders.”

Der österreichische Hörimplantathersteller MED-EL präsentierte am 22. Juli seinen neuen Single-Unit-Audioprozessor Rondo 3. 

Veröffentlicht am 22 Oktober 2020

Rondo 3 – „Besonders einfach. Einfach besonders.”

Ausgestattet mit der neuesten Chip-Plattform verspricht MED-EL ein rundum erneuertes Produkt, das sich bimodal mit sämtlichen Hörsystemen synchronisieren lasse. Wir sprachen mit Tobias Einberger, Produktmanager CI, EAS und ABI bei MED-EL Deutschland, über die besonderen Stärken des Rondo 3.

Herr Einberger, vor kurzem stellte MED-EL den neuen Single-Unit-Audioprozessor Rondo 3 vor. Wodurch unterscheidet er sich von seinem Vorgänger, dem Rondo 2?
Der Rondo 3 ist ein neues Produkt. Mit Ausnahme, dass wir über einen Single-Unit-Audioprozessor sprechen, ist eigentlich alles neu. Rondo 3 enthält nicht nur eine neue Chip-Plattform, sondern verfügt nun auch über eine neue Akkutechnik, ein neues Energiemangementsystem, neue Magnete, eine komplett neue Signalverarbeitung sowie Mehrmikrofontechnologie. Nicht zuletzt hat Rondo 3 auch im Hinblick auf Konnektivität einen komplett neuen Weg eingeschlagen. Bei dieser Produktgeneration ist wirklich kein Stein auf dem anderen geblieben. Dennoch ist Rondo 3 genauso elegant und genauso einfach zu bedienen wie der Rondo 2.

Beginnen wir mit der neuen Chip-Plattform. Was zeichnet diese aus?
Die neue Chip-Plattform basiert auf unserem HdO-Audioprozessor, dem Sonnet 2. Denn Ziel war es auch, die ganzen erfolgreichen Anwendungen und Features aus dem Sonnet 2 mitabzubilden. Die integrierte „Adaptive Intelligenz“ erkennt Änderungen in der Hörumgebung automatisch und der Rondo 3 wählt jeweils die optimale Signalvorverarbeitung, einschließlich der Reduzierung von Windgeräuschen und dem Herausfiltern von kontinuierlichen oder plötzlich auftretenden Störgeräuschen.

Welche Erfahrungen hat man in den letzten Jahren mit dem Akkusystem des Rondo 2 gesammelt?

Wir haben zu dem integrierten Akku des Rondo 2 sehr viele positive Rückmeldungen bekommen. Zum einen wegen der Nachhaltigkeit, zum anderen, weil er wirklich zuverlässig einen ganzen Tag lang funktioniert hat. Auch das induktive Laden über Nacht empfanden die NutzerInnen als sehr komfortabel. Dennoch haben wir etwas verbessert und arbeiten nun mit einem Akku, der über mehr Kapazität verfügt. Das war aber auch notwendig, da in der neuen Generation deutlich mehr Technik steckt.

Was bedeutet das Mehr an Kapazität konkret?
Die Laufzeit ist gleich, mehr Technik erhöht den Stromverbrauch. Dennoch lässt sich der Akku des Rondo 3 in drei Stunden vollständig laden. Und das auf zweierlei Weise. Zum einen kann der Prozessor induktiv geladen werden, zum anderen aber auch über eine ganz normale Powerbank mit USB-Anschluss. Das ginge sogar, wenn sich der Audioprozessor am Kopf befindet.

Sie sprachen bereits die neue Mikrofontechnologie an. Was verspricht man sich durch ihre Implementierung und wo sind die Mikro- fone bei einem Buttonprozessor platziert?
Die beiden Mikrofone sind so angeordnet, dass unsere Signalvorverarbeitung Störgeräusche wie Windgeräusche gut filtern kann. Ähnlich wie bei einem HdO-Prozessor können die Mikrofone omnidirektional ausgerichtet werden: natürlich oder nach vorne. Mit letzterem kann der Nutzer z. B. auf einen Gesprächspartner gerade in geräuschvoller Umgebung (Restaurant, etc.) besser fokussieren.

Welche Art von Mikrofonen nutzen Sie hierfür?
Es sind natürlich keine Standardmikrofone, die man von der Stange kaufen kann. Wir nutzen hierfür speziell angefertigte Mikrofone, die von uns für diesen Bereich modifiziert werden. Das wichtige hierbei ist, dass diese Mikrofone einen gewissen Frequenzgang besitzen, den wir definieren. Jedes Mikrofon wird in einem Eingangstest genau abgeglichen, so dass es sich genauso verhält wie in der Spezifikation definiert ist.

Musste für Rondo 3 etwas an der Codierungsstrategie verändert werden?
Wir haben eine der modernsten Signalcodierungsstrategien unter dem Oberbegriff FineHearing (FSP, FS4, FS4-P) zusammengefasst. Im Frontendbereich wurden viele Features aus dem Sonnet 2 übernommen und einige neue implementiert, wie zum Beispiel Signallaufzeiten mit Hörgeräten zu synchronisieren.

Sie deuteten eben den Punkt Laufzeitunterschiede an. Verstehe ich das richtig: Sie haben eine Möglichkeit gefunden, um Rondo 3 mit jedem beliebigen Hörgerät zu synchronisieren?
Viele haben uns in der Vergangenheit gefragt, warum MED-EL keine Kooperation mit einem Hörgeräte-Hersteller eingeht. Jetzt geben wir gerne die Antwort. „Bimodale Synchronisation“ ist das Schlüsselwort. Ein Feature, in das wir viel Energie investiert haben. Ich möchte das gerne erklären. Für das Richtungshören bei Normalhörenden sind zwei Faktoren entscheidend: Der eine ist der Lautstärkenunterschied zwischen dem einen Ohr und dem anderen, der andere ist der Laufzeitunterschied von einem Ohr zum anderen. Das bedeutet, ein Geräusch wird von einem zum anderen Ohr zeitlich versetzt wahrgenommen. Da Hörgeräte eine andere Signallaufzeit als Cochlea-Implantate haben, unterscheidet sich zum einen die Signalverarbeitung der Systeme, zum anderen wird das Signal an unterschiedlichen Orten abgegeben. Bei Hörgeräten im Ohrkanal, bei CIs in der Cochlea. Als erster Hersteller ist es uns gelungen, diesen zeitlichen Versatz zu kompensieren, und damit kann unser System auf jedes im Markt erhältliche Hörgerät individuell angepasst bzw. synchronisiert werden. Wie haben wir das erreicht? Wir arbeiten zum einen mit einer Signalverarbeitung (FineHearing), die zeitspezifische Informationen wiedergeben kann, und zum anderen mit einer Hardware, die extrem schnell Daten verarbeiten kann. Nun haben wir einen Weg gefunden, unser System zu verlangsamen und präzise auf die Laufzeit jedes x-beliebigen Hörsystems anzupassen. Mit dem neuen Feature können wir unser CI so anpassen, dass es synchron mit dem Hörgerät auf der anderen Seite übereinstimmt. Die Vorteile für die Nutzer liegen auf der Hand: „natürliches“ Richtungshören und gleichzeitig ein besseres Verständnis im Störgeräusch.

Ein Schritt, der wahrscheinlich über die neue Anpass-Software vorgenommen wird?

Richtig, Maestro 9 macht dies möglich. Die Software ist überarbeitet worden, abgesehen von vielen optischen Verschönerungen und Verbesserungen im Handling sind folgende neue Funktionen implementiert worden: Die Mikrofone können elektronisch überprüft werden, durch eine Pegel- als auch eine Differenzmessung. Bedeutet: Der Anpasser sieht auf einen Blick, ob die Mikrofone in Ordnung sind. Es sind dafür keine Extra-Geräte mehr notwendig. Zudem ist mit dem „Anatomie-basierten Fitting“ in der Meastro 9 ein weiterer Schritt zum „natürlichen Hören“ mit CI umgesetzt.

Was ist unter „Anatomie-basiertem Fitting“ zu verstehen?
Vor jeder OP wird die Hörschnecke vermessen, um zu wissen, welche Elektrode am besten passt. Dann wird nach dem Einführen der Elektrode kontrolliert, an welcher Stelle diese genau liegt, damit man nachweisen kann, dass alles so sitzt, wie es sitzen sollte. „Anatomie-basiertes Fitting“ heißt nun, dass man mit diesen CT-Bildern mit einem einzigen Knopfdruck in der Planungssoftware Otoplan vollautomatisch die Position der Elektroden ermitteln kann. Gleichzeitig wird in der Maestro Software die korrekte anatomische Frequenz zugeordnet. Was bedeutet das? Wir stimulieren mit dem CI dann genau an dem Ort die Frequenz, an dem auch bei Normalhörenden diese Frequenz wahrgenommen wird. Eine Anpassung kann dadurch natürlich viel individueller und spezieller erfolgen. Deshalb kommen unsere CI-Nutzer*innen schneller wieder ins Hören und die Töne klingen natürlicher.

Wie ist es überhaupt möglich, dass man einen Frequenzgang einer Elektrode aufgrund einer Lage im Schädelknochen errechnen kann?
Das ist eine Frage, die sicherlich einen eigenen Artikel wert wäre. Der Hintergrund besteht darin, dass es jede Menge wissenschaftlicher Publikationen gibt, die sich mit der Fragestellung beschäftigt haben, wie Hören funktioniert. Aufgrund dieser Papers lässt sich eine Formel ableiten, die sogenannte Greenwood-Funktion. Mit dieser Funktion kann berechnet werden, an welcher Stelle der Cochlea sich die jeweilige Frequenz befindet. Das bedeutet, die natürliche Frequenz hängt von der Länge der Cochlea, außerdem von der Länge und Lage der Elektrode in der Cochlea ab. So können CI-Nutzer*innen am Ende natürlicher hören. MED-EL ist bekannt dafür, Branchenstandards zu setzen. Was vor ein paar Jahren die MRT-Tauglichkeit von CIs war, wird in Zukunft „Anatomie-basiertes Fitting“ für alle CI-Nutzer*innen sein.

Auf welche Weise lässt sich Rondo 3 mit anderen Endgeräten verbinden?
Auch in diesem Bereich hat MED-EL eine grundlegende Veränderung vorgenommen. Rondo 3 bietet durch die neu integrierte Bluetooth Low Energy Technologie nun auch die komplette Konnektivitätsbreite. Natürlich kann auch der AudioLink verwendet werden. Bedienen kann man den Rondo 3 mit dem Smartphone über die neue Audio Key App 2.0 oder natürlich weiter mit einer herkömmlichen Fernbedienung.

Welche Funktionen enthält die Audio Key App 2.0?

Die Audio Key 2.0 enthält alle Funktionalitäten aus der Audio Key 1.0, die für die Steuerung des Sonnett 2 zuständig waren. Hierzu gehören beispielsweise Lautstärkenregelung, Programmwechsel oder die Prozessorsuche. Ein weiteres sehr schönes Feature ist darüber hinaus die sogenannte „Guardian-Control“. Völlig neu ist, dass der Prozessor mit Hilfe der App automatisch analysiert wird. Sprich: Wie hat der Prozessor in welcher Hörumgebung reagiert. Diese Erkenntnisse lassen sich dann bei der nächsten Anpassung nutzen.

Was bedeutet „Guardian Control“?
Guardian-Control erhöht die Kontroll- und Eingriffsmöglichkeiten von denjenigen Personen, die sich im direkten Umfeld eines CI-Trägers befinden, der bei seinen Einstellungen Unterstützung benötigt. Nutznießer sind Eltern, Lehrer, sonstige Betreuer oder Pflegepersonal. Damit kann beispielsweise festgestellt werden, ob ein CI-Träger genügend Akku hat, auf einen T-Modus umgeschaltet ist oder eine Bluetooth- -Verbindung vorliegt. Wie hoch diese Zugriffsmöglichkeiten auf die Prozessoren sind, kann der jeweilige Nutzer natürlich selbst festlegen. Er entscheidet, ob man etwas nur anschauen darf oder ob ein Zugriffsrecht vorliegt.

Ist ein besonderer Wasserschutz für Rondo 3 notwendig?
Das ist ein weiterer positiver Effekt des Rondo 3, der nun das IP-Rating 68 erhalten hat. Das bedeutet, eine Stunde in einen Meter tiefem Wasser hält der Rondo 3 locker Stand. Für Schwimmen im chlorhaltigen Wasser oder im Salzwasser gibt es die bekannte und bewährte Schutzhülle WaterWear. Das höhere IP-Rating hat zur Folge, dass die T-Spule nicht mehr im Gerät selbst verbaut wird. Dennoch besteht die Möglichkeit, einen T-Spulen-Adapter mit dem Rondo 3 zu verwenden. Das ist ein kleiner eleganter Plug, den man bequem mit sich führen kann und der in jedem Rondo 3-Kit enthalten ist.

Welches Zubehör bietet der Rondo 3 darüber hinaus?

Neben verschiedenen Befestigungsmethoden, wie etwa Haarklammern, Schleifen oder einem Activity Clip, kann der User aus 30 verschieden Design-Abdeckungen auswählen. Ebenso ist dem Kit auch die angesprochene Fernbedienung beigefügt, in der ein kleines Testgerät zur Überprüfung der Mikrofone integriert ist, um als User zu sehen, ob der Rondo 3 auch funktionsfähig ist. Außerdem gibt es im Moment auch die Möglichkeit, einen AudioLink mit dem Rondo 3 zu erhalten. Nicht zuletzt wird das Gerät zu 50 Prozent vorgeladen ausgeliefert. Hörakustiker wie auch Kliniker können mit dem Fitting sofort starten. Man braucht zuvor das Gerät nur einmal kurz zu aktivieren, dann hat er 50 Prozent Akkuleistung zur Verfügung.

Wie kommt Rondo 3 bei den Kliniken sowie den MED-EL Partnern an?
Der Launch selbst war ein großer Erfolg und wir haben bereits sehr viele positive Rückmeldungen erhalten. Aufgrund der vielen Erneuerungen ist es nun notwendig, dass wir das medizinische Personal bzw. die Hörakustik-Partner zeitnah schulen; aufgrund der besonderen Corona-Lage kein leichtes Unterfangen. Unsere Zentrale in Innsbruck unterstützt uns mit Webinaren.

Sind klinische Studien bereits vorhanden?
Ja, die typische Zulassungsstudie ist erfolgreich abgeschlossen. Aufgrund der kurzen Auslieferungszeit – die ersten Patienten haben letzte Woche Rondo 3 erhalten – besitzen wir aber noch keine klinischen Daten, die eine wissenschaftliche Aussage liefern könnten, wie gut der Rondo 3 unter gewissen Parametern funktioniert. Erste Nutzerberichte bestätigen allerdings unsere großen Erwartungen an den Rondo 3. Wir gehen davon aus, dass der Rondo 3 genau wieder in das gleiche Marktsegment vorstößt wie zuvor Rondo 2. Durch die einfache Bedienung, den besonders angenehmen Tragekomfort, dem durchdachten Design und durch seine einfache Handhabung sind wir überzeugt, dass der Rondo 3 nicht nur besonders einfach, sondern auch einfach besonders ist.

Herr Einberger, wir bedanken uns für das Gespräch. 

Entspannt den ganzen Tag hören und streamen mit dem neuen RONDO 3 – bei nur drei Stunden Ladezeit