Mehr individueller Hörkomfort mit App-Steuerung über iPhone und Smartphone

Das eigene Hörerleben in jeder Situation über eine App steuern können? Was noch vor wenigen Jahren nach Science Fiction geklungen hätte, ist mittlerweile Realität. Immer mehr Hörsysteme lassen sich komfortabel und diskret mittels App über iPhone bzw. Smartphone steuern. 

Veröffentlicht am 07 September 2016

Mehr individueller Hörkomfort mit App-Steuerung über iPhone und Smartphone

Und immer mehr Hörakustik-Kunden wollen auf diesen Vorteil nicht mehr verzichten. Doch welche Funktionalität bietet die Hörsystem-Steuerung per App eigentlich? Und welche Schritte sind erforderlich, um einem Kunden deren Nutzung zu ermöglichen? Antwort erhielten wir bei GN ReSound, jenem Hersteller, der die Entwicklung der smarten Hörsystem-Vernetzung maßgeblich mitgestaltet. Hörakustiker-Meister Ingo Fennen, Produktmanager bei GN ReSound Deutschland, bot unserem Autor Martin Schaarschmidt Einblick in die ReSound Smart App.

Jeder Mensch hört anders – anders gut oder schlecht, je nach Situation. Nur natürlich ist es daher, das Hörsystemträger ihr Hörerleben über die Programmierung hinaus passend zum jeweiligen Umfeld an individuelle Wünsche und Vorlieben angleichen möchten. Doch die Möglichkeiten, eine solche Optimierung – wie traditionell üblich – am Hörsystem selbst vorzunehmen, gehen mit mehreren Nachteilen einher: Die Bedienung mit Hand am Ohr ist wenig komfortabel und gibt den Nutzer als Hörsystemträger zu erkennen. Zudem ist die Anzahl der Steuerungsfunktionen, die sich Tastern o. ä. zuordnen lässt, auf wesentliche Punkte wie Lautstärke-Regelung und Programmwahl begrenzt.

Weit besser als die zusätzliche Fernbedienung kann hier die Steuerung per iPhone- bzw. Smartphone-App Abhilfe schaffen. Das Mobilgerät wird ohnehin zum ständigen Begleiter. Der Griff zum Handy stigmatisiert nicht. Die Bedienung über den Touchscreen ist schon heute sehr komfortabel; und neue Steuerungsoptionen – etwa die immer besseren Möglichkeiten zur Sprachsteuerung – werden die Bedienung zukünftig noch komfortabler machen. Die Zahl der Funktionen, die sich in Apps integrieren lassen, kennt keine Grenze. Zudem entwickelt sich das Mobilgerät immer mehr zur Schnittstelle zwischen Mensch und vernetzter Kommunikationswelt. Ob Consumer Electronics und Haushaltsgeräte, ob Smart Home und Smart Car oder Wireless-Zubehör für Hörsysteme – immer mehr Produkte lassen sich mit Smartphone bzw. Tablet-Computer verbinden.

Einstieg in die mobile Hörsystem-Vernetzung
„Der Trend zur Vernetzung schreitet mit rasantem Tempo voran und ist unumkehrbar“, meint unser Gesprächspartner. „Schon heute können die Träger unserer Produkte ihre Hörsysteme mit nahezu jedem Mobilgerät vernetzen. Direkt oder über den Telefonclip+ können sie sich Telefonate, Musik, Ansagen und jeden anderen Sound in die Systeme streamen. Und sie können ihr Hörerleben über App steuern – in einem vorgegebenen Rahmen. Die individuelle Voreinstellung durch den Hörakustiker bleibt bei dieser Optimierung selbstverständlich unverändert, schon um das Gehör vor weiteren Schäden zu schützen.“

Will man Kunden zu den Vorteilen der App-Steuerung – oder auch denen des mobilen Sound-Streamings – verhelfen, stellt sich zuerst einmal die Frage, mit welchem Mobilgerät die Hörsysteme vernetzt werden sollen. „Bei ReSound ist die App-Steuerung ohne den Telefonclip+ bislang bei den Produkten von Apple sowie beim Samsung Galaxy möglich. Bei anderen Smartphones können Sound-Streaming und App-Steuerung über den Telefonclip+ erfolgen. Selbst für das 15 Jahre alte Nokia-Handy ist eine solche Anbindung möglich. Andererseits wird uns aus den Fachgeschäften immer häufiger berichtet, dass sich Endverbraucher beim Erwerb ihrer Hörsysteme erkundigen, mit welchem Mobilgerät die Anbindung optimal möglich ist. Nicht selten wird erst das Hörsystem und danach das passende Mobilgerät gekauft.“ (Anm. d. Redaktion: Eine Übersicht zu den kompatiblen iPhones bzw. Smartphones findet sich auf www.resound.com)

Auf der Seite der Hersteller mobiler Geräte ist Apple seit Jahren Schrittmacher in puncto Hörsysteme-Vernetzung. Für Entwicklung und Einführung zuverlässiger Anbindungen, die auch den hohen Standards von Medizintechnik gerecht werden, war und ist die in sich geschlossene iOS-Welt in besonderer Weise geeignet; offenere Betriebssysteme wie etwa Android gehen da mit einer Reihe zusätzlicher Herausforderungen einher. Hinzu kommt, dass Apple seit jeher viel Wert auf eine barrierefreie Bedienbarkeit legt. Sind iPhone und Hörsystem erst einmal gekoppelt, lassen sich dessen Lautstärke und die Programm-Wahl bereits ganz ohne App im Betriebssystem iOS regeln – und zwar in einem von Apple selbst angebotenen Hörgeräte-Menü, zu dem man durch Dreifachklick auf die Home-Taste des iPhones gelangt.

Eingeführt hat Apple diese Funktion im Zuge der Markteinführung desReSound LiNX 2014. Bei der Entwicklung dieses ersten Hörsystems Made for iPhone und der dazugehörigen ReSound Smart App hatten die Entwickler von Apple und GN ReSound eng zusammengearbeitet.

Koppeln von Hörsystem und Smartphone
Doch wie koppelt man eigentlich Hörsystem und Mobilgerät? „Das geht überraschend einfach“, versichert Ingo Fennen. „Zuerst öffnet man das Batteriefach des Hörsystems, legt eine frische Batterie ein und deaktiviert am iPhone die Bluetooth-Funktion. Dann geht man am iPhone über >Menü >Einstellungen >Allgemein >Bedienungshilfen >Hörgeräte. Hier stellt man Bluetooth wieder an und schließt dann die Batterielade des Hörsystems. Es erscheint nun der Name des Hörsystems auf dem Display. Den klickt man an und bestätigt die daraufhin erscheinende Kopplungsanforderung. Es dauert dann ungefähr zwei Minuten, bis sich Hörsystem und iPhone gefunden haben. Ist das der Fall, erklingt im Hörsystem ein Kopplungssignal. Sollen zwei Hörsysteme gekoppelt werden, erscheint für jedes eine separate Kopplungsanforderung. Nach Kopplung kann neben dem Apple-Hörgerätemenü auch die Resound Smart App genutzt werden.“

Möglich ist die direkte Ankopplung ohne Telefonclip+ zudem beim Samsung Galaxy. Ein Hörgeräte-Menü wie bei iOS gibt es im Android Betriebssystem nicht. „Dennoch ist die Kopplung auch hier denkbar einfach“, so Fennen. „Man muss die Smart App für Android downloaden. Beim ersten Start der App folgt man einfach Schritt für Schritt deren Anweisungen.“

Für den Fall, dass das Mobilgerät des Kunden weder von Apple noch ein Samsung Galaxy ist, können für die App-Steuerung die ReSound Control App und der Telefonclip+ genutzt werden. Wer jedoch vom vollen Umfang neuester App-Funktionalität profitieren möchte, der sollte sich für eine Nutzung der vielfach preisgekrönten ReSound Smart App entscheiden.

Lautstärke-Regelung, Höhen und Tiefen sowie Programmwahl
Die Oberfläche der App, die im App Store sowie bei Google Play kostenlos und in mehr als 20 Sprachen zur Verfügung steht, ist denkbar einfach gestaltet. Alles ist so aufgebaut, dass es sich der Nutzer intuitiv erschließen kann. Mit einem Klick gelangt man zu den Menüs für Lautstärke, Höhen und Tiefen, die sich über Schieberegler verändern lassen.

Im Fenster für die Hörprogrammwahl kann man zwischen mehreren, mit Symbolen gekennzeichneten Button wählen, über die die Programme für Outdoor, Restaurant, Autofahren u. a. in den Hörsystemen aktiviert werden. Zusätzlich lassen sich eigene Programme für diejenigen Orte definieren, an denen man sich häufiger aufhält.

„Der Kunde kann seine bevorzugten Einstellungen im Untermenü ‚Favoriten‘ abspeichern, dem Favoriten einen Namen geben und die gespeicherte Einstellung später modifizieren“, erläutert Ingo Fennen. „Sitzt er z. B.erneut in seinem Lieblingsrestaurant, kann er die favorisierte Einstellung über die App leicht abrufen.“

Die Verwendung dieser Favoriten-Funktion könnte übrigens auch dem anpassenden Hörakustiker wichtige Hinweise geben: „Gestattet der Kunde ihm Einblick in seine persönliche Favoriten-Liste, erfährt der Hörakustiker,welche Änderungen in welcher Situation vorgenommen wurden. Auf Basis dieser Informationen ließe sich ggf. die Feineinstellung der Hörsysteme auch dauerhaft optimieren.“

Sprachfokus, Wind- und Störgeräuschfilter, Hörsysteme-Suchfunktion
Doch das ist längst nicht alles. Drei weitere wichtige Funktionen bietet der in der Smart App enthaltene Sound Enhancer. Er ermöglicht, in lauter Umgebung störende Lärmpegel zu reduzieren. Mit einem Windfilter lassen sich an stürmischen Tagen lästige Windgeräusche absenken. Und über die Sprachfokus-Funktion kann man die Richtmikrofone der Hörsysteme auf einen Gesprächspartner ausrichten; seine Worte werden dann deutlicher verstanden.

„Ein Kunde sitzt zum Beispiel in seinem Lieblingscafé; er wünscht sich einen etwas tieferen Klang, möchte die Lautstärke verringern und störendes Geschirrklappern absenken“, erläutert Ingo Fennen. „Oder er sitzt auf dem Fahrrad, möchte das Rauschen des Windes reduzieren und den Fokus seiner Hörsystem-Mikrofone stärker auf einen Gesprächspartner ausrichten. All das kann er ebenfalls mit der ReSound Smart App – ohne jede Veränderungen in der Programmierung.“

Auch die Funktionen des Sound Enhancers lassen sich einfach durch Schieben bzw. Ziehen des Fingers über den Bildschirm regeln. Voraussetzung für die Nutzbarkeit ist jedoch, dass die gewünschten Funktionen im jeweiligen Programm nicht während der Anpassung in der Aventa Software deaktiviert wurden.

Eine weitere wichtige Funktion der Smart App trägt den Namen „Hörsystem-Finder“. Wo sind meine Hörsysteme? Habe ich sie zu Hause liegen lassen? Sind sie unterwegs verloren gegangen? Die Hörsystem-Suchfunktion der App liefert die Antwort. Auf einer Kartenansicht wird angezeigt, wo sich das Hörsystem befindet bzw. wo die Verbindung zwischen dem Mobilgerät und dem Hörsystem abbrach. Hat man den angezeigten Ort erreicht, kann in einen Modus für die Nah-Suche gewechselt werden. Dieser führt bis auf 30 cm an jenen Punkt, an dem die Verbindung zum Hörsystem erneut besteht.

Geotagging – Vorteil der Nutzung mobiler Daten

Um die selbst festgelegten Favoriten-Einstellungen sowie die Hörsystem-Suchfunktion optimal nutzen zu können, sollte die App das so genannte Geotagging verwenden. „Geotagging ist bei Smartphones und Tablets immer beliebter“, so unser Gesprächspartner. „Die allermeisten GPS-fähigen Mobilgeräte verfügen heute über diese Funktion. Ist das GPS aktiviert, merkt sich das Smartphone mittels Geotagging die Orte, die der Nutzer aufgesucht hat. Es erstellt sozusagen eine ganz persönliche Dokumentation. Alle geometrischen Koordinaten, an denen sich das Mobilgerät befunden hat, sind mit einer Art Etikett, dem sogenannten Tag, versehen. Diese Etiketten werden dann mit bestimmten Informationen verknüpft, was zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten eröffnet – etwa in Verbindung mit Fotos. Über soziale Netzwerke wie Facebook oder Flickr werden die Aufnahmen veröffentlicht und dank Geotagging zugleich verortet. Man erfährt, wo ein Bild entstanden ist.“

Für die Nutzung der allermeisten Funktionen der ReSound Smart App ist es nicht nötig, das GPS des Mobilgeräts zu aktivieren und diese mobilen Daten dokumentieren zu lassen. Zwei wesentliche Anwendungen sind dann jedoch nicht möglich: die Hörsystem-Suche über größere Distanzen sowie das automatische Wechseln der Hörsystem-Einstellung beim Erreichen favorisierter Orte.

„Um auch diese Funktionen nutzen zu können, sollte man bei Installation der App sämtlichen Nutzungsvoraussetzungen zustimmen“, rät Ingo Fennen. „Gegebenenfalls kann man diese Zustimmung auch nachträglich erteilen. Darüber hinaus sollte der Kunde unbedingt darauf hingewiesen werden, dass bei aktivierter Geotagging-Funktion keinerlei personenbezogene Daten ausgelesen werden. Der Kunde muss nicht befürchten, dass Informationen über ihn auch Dritten zugänglich werden.“

Sorgen machen sollte ihm eher, wenn das GPS des Mobilgeräts nicht aktiviert ist und kein Geotagging verwendet wird. Denn dann ist eine Suche der Hörsysteme über große Distanz nicht möglich. Es wird weder gespeichert, an welchen Orten eine Verbindung zwischen Smartphone und Hörsystemen bestand, noch an welchem Punkt diese Verbindung endete. Lediglich die Nah-Suche steht dem Kunden dann noch zur Verfügung; vorausgesetzt, die Systeme sind noch eingeschaltet.

„Darüber hinaus geht der Verzicht auf Geotagging mit einem Abstrich an Komfort in der Hörprogrammwahl einher“, so der ReSound Produktmanager. „In der App können nämlich nicht nur personalisierte Einstellungen für Lieblingsrestaurant, Büro und weitere Orte gespeichert werden. Bei Verwendung von Geotagging bleiben die Geo-Koordinaten der Orte sozusagen mit der jeweiligen Einstellung verknüpft. Wenn man nun an einen solchen Ort zurückkehrt, nimmt die App die für diesen Ort hinterlegte Einstellung automatisch vor. Oder der Nutzer kann sich fragen lassen, ob die von ihm bevorzugte Einstellung erneut aktiviert werden soll.“

Steuern von Wireless-Zubehör, Tinnitus-Linderung und Pflegetipps

Nicht nur die Hörsysteme selbst, auch das Wireless-Zubehör von ReSound kann der Nutzer über die App steuern. „Ob Audio Beamer, Telefonclip+ oder unsere neuen externen Mikrofone Micro Mic und Multi Mic – die Audio-Signale der Wireless-Komponenten lassen sich über die App hinzu- bzw. abwählen. Die App zeigt an, zu welchem Zubehör aktuell eine Verbindung besteht. Auch für die Zubehör-Kanäle können Volumen, Höhen und Tiefen variiert werden. Und es ist möglich, das Mischungsverhältnis zwischen diesen Audio-Quellen und den Mikrofonen der Hörsysteme je nach Belieben zu verändern.“

Abgerundet wird das Leistungsspektrum der App durch ein Verzeichnis an Tipps zur Hörsystem-Wartung und Pflege sowie durch Möglichkeiten zur Linderung unangenehmer Ohrgeräusche. „Auch die im Hörsystem enthaltenen Tinnitus-Funktionen können über die App konfiguriert werden. Auf dem Touchscreen seines Mobilgeräts kann der Nutzer personalisierte Klanglandschaften erzeugen und abrufen. Diese maskieren den störenden Tinnitus und sorgen für Entspannung.“

Und es geht weiter. Erst vor wenigen Wochen gab Anders Hedegaard, CEO & President von GN ReSound, einen ersten Ausblick auf die nächste, mittlerweile fünfte Generation der 2,4 GHz Technologie von ReSound. Laut Hedegaard wird sie den Hörakustiker noch gezielter bei der Beratung seiner Kunden unterstützen, den Nutzer stärker in den Anpassprozess einbeziehen und die Kundenzufriedenheit durch Adaptionen aus dem realen Leben zusätzlich steigern. Es ist zu vermuten, dass mit den neuen Funktionalitäten auch eine Weiterentwicklung im Bereich der Apps einhergehen wird.

„Die audiologischen Apps sowie unzählige weitere Apps werden die Möglichkeiten, die sich Nutzern smarter Hörsysteme bieten, fortlaufend erweitern“, so Ingo Fennen abschließend. „Wer seinen Kunden Zugang zu diesem erheblichen Mehrwert bieten will, sollte sich auf dem Laufenden halten. Interessenten bieten wir dabei vielfältige Unterstützung – sei es durch Vor-Ort-Trainings unserer Vertriebsaudiologen, durch die regelmäßig stattfindenden ReSound Webinare oder durch Angebote unseres ReSound Connectivity Forums in Münster. Sowohl für App-erfahrene Hörakustiker als auch für völlige Neueinsteiger sind passende Angebote dabei.“

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